1. Sie werden lachen: nicht wegen meiner berüchtigten Verfressenheit, sondern aus politischer Überzeugung. Politischen Fortschritt gibt es glaube ich erst, wenn wir über die Grundlagen unserer Existenz neu nachdenken. Etwa Abschied vom Quälfleisch nehmen und kulinarisches Handwerk endlich würdigen. Wie bekannt, lese ich gern – durchaus auch Speisekarten. Wenn eine Kölner Metzgerei ihre Mettbrötchen als „German Sushi“ bewirbt, kann ich mich darüber einen ganzen Tag lang beömmeln. Und wenn sich ein Metzger wie der leider verstorbene Peter Metternich in der Südstadt für Philosophie zu interessieren beginnt und einen „Philosophischen Imbiss“ veranstaltet, fühle ich mich in Köln sehr zu Hause.
2. Viele Menschen wissen nicht, wie man sich amüsiert. Für mich zählt dazu die Suche nach gutem Brot, einem tollen Olivenöl, einem genialen Taschenkrebs oder eben die Entdeckung einer Kölner Pfeffermanufaktur wie „Hennes Finest“ zur Lebensqualität. Meine Großmutter war Köchin und wurde fast hundert Jahre alt. Von ihr habe ich gelernt, gutes Essen von dummem Industriemampf zu unterscheiden.
3. Die legendäre abgrundtiefe Häßlichkeit des vom Krieg und seinen Bewohnern zerstörten Kölns fordern Eskapismus aus dem tristen Hier und Jetzt ja förmlich heraus. Also trainieren Kölner wie alle Kamele ihr Gespür für Oasen. Die heißen dann „Moissonier“, „Ox und Klee“, „Aura“, „Locanda“ oder „Phaedra“ – ich freue mich, daß diese Stadt eine tolle Gastroszene hat. die so vielfältig ist wie ihre Bewohner.